Ich habe mir einen "Black Beauty Bra" nach dem Schnittmuster von Emerald Erin genäht und möchte dir mein Ergebnis und meine Meinung dazu natürlich nicht vorenthalten.
Dieser Blogartikel enthält Werbung, da ich Produkte nenne und verlinke. Ich bin KEINE bezahlte Kooperation mit Emerald Erin eingegangen.
Design
Emerald Erin stellt für den Black Beauty Bra 2 Designs zur Auswahl. Zusätzlich kann man beide Varianten auch mit Foam/ Laminat unterlegen. Beide Varianten zeichnen sich durch eine seitliche Cup-Verstärkung aus (auch powerbar genannt).
Die erste Variante ist für festere Stoffe geeignet und wird mit Falzgummi eingefasst. Die Träger bestehen dann ebenfalls je aus 2 Falzgummis. Wenn man Laminat nutzt, kann man auch dehnbare Stoffe wie z.B. Jersey oder Lycra verwenden.
Die zweite Variante ist speziell auf feste Spitze mit Bogenkante ausgelegt. Dehnbare Spitze kann man aber auch verwenden, wenn man sie mit stabilem Tüll, Charmeuse oder Laminat unterfüttert.
Ich habe mich für die Variante mit Spitze ohne Laminat entschieden.
In der Anleitung sind die verschiedenen Optionen schon sehr gut beschrieben, aber dennoch tat ich mich am Anfang schwer zu verstehen welche Variante nun mit welchem Stoff genäht werden kann. Da ich mich für feste Spitze entschieden habe, stand zusätzlich die Frage im Raum, ob ich diese dann noch unterfüttern muss. Ich habe mich dafür entschieden, was sich nachher auch als genau richtig rausgestellt hat. Ich denke aber hauptsächlich wegen einer sauberen Verarbeitung und nicht wegen der Materialeigenschaften.
Schnittmuster
Das Schnittmuster war trotz der verschiedenen Designoptionen super einfach in der PDF zu finden und auszudrucken! Auch die Beschriftung ist
clean und übersichtlich.
An dem Schnittmuster sind überall schon Nahtzugaben angezeichnet, was ich persönlich nicht so gerne mag. Die Gummis haben nämlich oft
unterschiedliche Breiten und dann muss die Nahtzugabe eh daran angepasst werden. In der Anleitung stehen zwar Vorgaben für die Breiten der Gummis etc., aber wenn man nicht gerade ihr Material-Kit
kauft, ist es schwer passende Materialien zu finden.
Außerdem sind nirgends Angaben zu der Breite der Nahtzugaben zu finden, sodass man diese selber ausmessen muss.
Zusätzlich schade fand ich, dass es keine Angaben zur Dehnung für das Rückenband gegeben hat. Ich habe deshalb auf mittelschweres Powernet
zurückgegriffen und das passte zum Glück wunderbar.
Größenfindung
Die richtige Größe zu finden war nicht ganz einfach, aber das ist auch normal bei meinem Körperbau. Ich habe kleine Brüste mit einer relativ breiten Brustbasis. Die meisten Körbchen sind mir
demnach zu schmal und zu tief. Beim Black Beauty Bra hatte ich Glück, dass meine Größe überhaupt ansatzweise abgedeckt wurde. Ansatzweise schreibe ich deshalb, weil die Bandgröße z.B. erst bei
28" (ca. 71cm) beginnt und ich einen Unterbrustumfang von 68cm habe.
Mein Brustumfang liegt bei 76cm, sodass ich auf eine Differenz von 8cm komme (ca.3"), was hier einem C-Cup entspricht.
In der Anleitung werden die meiste Zeit Zoll- und Zentimeter-Angaben gemacht, aber bei der Größe muss man selber in Zentimeter umrechnen, was das ganze etwas kompliziert macht, wenn man nicht
direkt auf eine passende Größe kommt.
Meine Größe wäre also eine 28C, wobei das Band evtl. etwas zu locker ist.
Probecups nähen
Bevor ich einen vollständigen BH nähe, fertige ich inzwischen immer Probecups aus dem entsprechenden Material an. In diesem Fall habe ich mir also eine ausrangierte (da leider kratzige), feste
Spitze geschnappt und den Cup inkl. powerbar genäht und dann an die Brust gehalten.
Der Cup schien mir insgesamt zu klein zu sein, also habe ich eine Cup-Größe größer gewählt. Normalerweise hätte ich gleichzeitig eine
kleinere Bandgröße gewählt, aber die gab es ja nicht, also bin ich bei 28D angekommen. Wenn dich das Thema näher interessiert, kannst du dir mal meinen Artikel zum Thema Kreuzgrößen durchlesen.
Für die Größe 28D habe ich dann auch noch mal einen Probecup genäht und dieser passte wunderbar!
Nähanleitung
Das Layout der Anleitung ist übersichtlich gestaltet. Es wäre vielleicht noch hilfreich gewesen auf jede Seite zu schreiben, um welche
Variante es sich handelt, aber letztendlich kam ich gut zurecht. Alle Schritte sind weder zu knapp, noch zu ausführlich beschrieben und toll
illustriert. Ich hatte nie Probleme dabei Nähschritte zu verstehen. Ich persönlich mag Fotos lieber, um auf den ersten Blick zu sehen wo man dran ist, aber die Illustrationen
ermöglichen manchmal Darstellungsweisen, die man mit Fotos nicht so gut zeigen kann. Das ist einfach Geschmackssache.
Beim Unterbrustband aufnähen haben mir auch wieder Angaben zur Dehnung gefehlt. Es wird dort gleichmäßig aufgenäht, was ich nicht gut finde. Ich habe die Dehnung dann einfach selber angepasst.
Sehr positiv aufgefallen sind mir die Verarbeitungsweise und das Füttern der Cups. Das Futter wird mit einer Art Sandwhich-Technik so zusammen mit dem Oberstoff vernäht, dass die Nahtzugaben später innen liegen und auch nicht auftragen. Ich bin total begeistert und werde mir die Methode für spätere BHs merken.
Passform
Als ich den fertig genähten BH anprobiert habe, hatte ich leider Falten im Cup. Diese konnte ich zunächst überhaupt nicht zuordnen, da sie
quer rübergingen und durch abstecken auch nicht besser wurden. Die einzige Möglichkeit die ich sah die Cups noch passend zu bekommen, war es Volumen an den
Teilungsnähten rauszunehmen. Dafür hab ich dann die Cups inkl. powerbar wieder rausgetrennt, die Teilungsnähte aufgetrennt und etwas Stoff abgeschnitten. Da der BH an der
Brustbasis gut passte, konnte ich dort kein Volumen wegnehmen. Dadurch, dass ich an der oberen Kante schon mit einem 3-step ZZ-Stich Gummi aufgenäht hatte, konnte ich die tolle Verarbeitungsweise
für die Teilungsnähte nicht widerholen und musste sie ganz normal schließen. Hätte ich also wie anfangs berechnet den BH in 28C genäht, hätten die Cups
vermutlich von der Tiefe genau gepasst, aber dafür wären sie von der Breite zu schmal geworden.
Außerdem war mir der Steg zu schmal. Das hätte ich aber auch schon beim Schnittmuster bemerken können. Wenn man einmal seine Stegbreite weiß,
kann man sie leicht auf neue Schnitte übertragen.
Das Rückenband saß auf Anhieb perfekt.
Die Änderungen am Cup und Steg führten glücklicherweise zum Erfolg. Ich hätte nie gedacht, dass ich den BH noch passend bekomme ohne einen
komplett neuen nähen zu müssen. Da ich nichts mehr von der Spitze übrig hatte, wär es echt schade gewesen, wenn ich größere Änderungen hätte vornehmen müssen. Ich habe mich extra für Spitze
entschieden, in die ich nicht unglaublich verliebt war, um ein Probemodell zu nähen, aber als der BH dann fertig war, kam die Spitze erst richtig schön zur Geltung.
Der Black Beauty Bra macht eine sehr schöne Form. Die Brüste werden durch die powerbars zur Mitte und nach oben geschoben. Die Bügel geben
zusätzlich lift und eine tolle Form. Da ich schon lange keinen Bügel-BH mehr getragen habe, muss ich mich erstmal wieder an das Gefühl gewöhnen. Normalerweise lasse ich die Bügel einfach weg,
aber hier gefällt mir die Passform mit Bügeln besser. Mal sehen, ob der Wunsch nach absoluter Bequemlichkeit dann doch überwiegt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass mir die Variante mit foam noch besser an mir gefällt. Ich bin aber jetzt schon sehr überrascht, wie viel
Push-Up der BH zaubert nur durch den powerbar und das unelastische Material. Normalerweise zeigen meine Brüste nach Außen und der Black Beauty Bra ist der erste BH der alles zur Mitte drückt.
Dadurch sehen die Seiten allerdings etwas ungewoht abgeflacht aus. Ich denke dass Laminat das Ganze in eine rundere, harmonischere Form bringen würde.
Fazit
Insgesamt bin ich begeistert von dem Schnitt. Die Passform bietet ungewohnt viel Push-Up. Dass hier und da Anpassungen gemacht werden müssen
ist für mich selbstverständlich. Man muss schon viel Glück haben, wenn einem ein BH-Schnittmuster auf Anhieb perfekt passt. Ich hatte den Eindruck, dass es für mich typische Anpassungen waren und
diese nicht auf Grund eines schlechten Schnittes gemacht werden mussten.
Die Anleitung war insgesamt ausführlich und gut zu verstehen. Alles was ich oben anmerke, ist "meckern auf hohem Niveau".
Das einzige was ich wirklich kritisiere, sind fehlende Dehnungsangaben.
Ich denke der Schnitt ist am besten für leicht fortgeschnittenere Dessous-Näherinnen geeignet. Als Anfängerin würde ich erst mal mit einem Panty- oder Triangel Schnittmuster starten oder einen Kurs im BH nähen belegen. Andererseits denke ich,
dass man auch als BH-Newbie mit dem Schnittmuster ein gutes Ergebnis erzielen kann, da alles detailliert illustriert und beschrieben ist.